Konzept

Jeder Mensch ist einzigartig. Er hat das Recht, sich selbst zu sein und seine Individualität zu entfalten. Verbundenheit mit seinem Innersten ermöglicht es, verbunden mit dem grossen Ganzen zu sein. Je feiner und klarer man seine persönliche Wahrheit lebt  – nicht die Wahrheit des Kopfes, sondern die Herzenswahrheit – desto freier und wertschätzender kann man anderen Menschen mit ihren eigenen Wahrheiten begegnen.

Die Freiheit der Wahl führt zur Würde des Menschen.

Die Freiheit hat als Grenze die Gemeinschaft, denn Freiheit bedeutet nicht, dass man tut, was man will,
sondern Meister seiner selbst zu sein.

Maria Montessori

Um diese Art von Freiheit leben zu können, braucht es einen aufrichtigen und authentischen Umgang mit sich und den anderen. Zur gelebten Freiheit gehört es, sich eigenständig und selbstverantwortlich dem Leben zu stellen und sich der Wirkung seiner Worte und Taten bewusst zu sein.

Freiheit und gelebte Herzenswahrheit legen die Basis für ein Miteinander in Frieden mit den Menschen, der Natur und unserer Welt.

Lernen am Lebenslernort

Die Kinder und Jugendlichen können sich am Lebenslernort nach ihrem ureigenen Lernplan entfalten.

Maria Montessoris Grundgedanken, Haltungen und Materialien sind ein integraler und lebendiger Bestandteil unseres Lernorts, auf allen Stufen.

Vertrauen, Raum, Zeit, Geduld und eine wertschätzende, aufrichtige, sowie verlässliche Begleitung frei von Erwartungen sind die Schlüssel für eine natürliche Entwicklung und ein freudiges und druckfreies Lernen.

Die Zyklen (Altersstufen) des Lebenslernortes

Die drei Zyklen Basis-, Primar- und Sekundarstufe durchlaufen die Kinder in ihrem eigenen Tempo, in ungefähr 2 – 4 Jahren pro Stufe. Für Jugendliche, welche die obligatorische Schulzeit abgeschlossen haben, gibt es die Möglichkeit, mit dem «Berufungsweg» nach der Philosophie des Lebenslernorts ihre Berufsbildung zu gestalten.

Altersgemischte Gruppen

Menschen unterschiedlichen Alters sind miteinander unterwegs. Die altersdurchmischten Gruppen inspirieren und bestärken sich gegenseitig. Kinder und Jugendliche lernen in einem anregenden Mit- und Voneinander, frei von Beurteilung und Bewertung. Klare und nachvollziehbare Grenzen und Abmachungen schützen die Bedürfnisse jedes Einzelnen sowie der Gemeinschaft und bilden den Rahmen, um entspanntes und vertieftes Lernen zu ermöglichen.

Fragestellungen aus dem Lebensalltag

Lernen findet überall und immer statt. Der Lernort kann überall sein, auch zu Hause.

Kinder leben im «Hier-und-Jetzt» und brauchen Fragen, Herausforderungen und Problemstellungen aus ihrem Lebensalltag, die ihr Interesse für die Welt nähren. Sie erschliessen sich die Welt in der vielfältigen, natürlichen, spielerischen Auseinandersetzung mit ihrem Leben.

Aktuelle Ereignisse, spontane Ideen, gemeinsam geplante Projekte, persönliche Geschichten, gemeinsame Gespräche, Erfahrungen und Unternehmungen laden ein zum lebensnahen, entdeckenden und experimentierfreudigen Lernen.

Freie Wahl

Die freie Wahl der Arbeit, des Themas, des Ortes, des Partners, des Zeitpunktes und der Dauer ist ein Eckpfeiler des Lernens am Lebenslernort. Der Umgang mit dieser Freiheit ist eine Kunst und kann – besonders wenn man sie sich noch nicht gewohnt ist – herausfordernd sein. 
Wir begleiten und bestärken die jungen Menschen darin, immer differenzierter auf die inneren Impulse zu hören und diesen zu folgen. Wir begleiten sie dabei, ihr Unterscheidungsvermögen zu schärfen und bei sich selber hinzuschauen: Ist es Bequemlichkeit, Lust und Laune, Gewohnheit, Prägung oder ein echtes inneres Bedürfnis/Interesse?

Vorbereitete Umgebung

Die vorbereitete Umgebung ist so gestaltet, dass die Kinder und Jugendlichen sich möglichst selbständig mit den Lerninhalten auseinandersetzen können. Die Materialien haben Aufforderungscharakter, schaffen einen Anreiz, um mit ihnen zu arbeiten. Sie bietet die Möglichkeit des aktiven, fächerübergreifenden, ganzheitlichen Lernens und Entfaltens.

Der Lebenslernort ist frei von Noten, Prüfungen, Bewertungen und Zeugnissen.

Unsere Begleitung

Wir begleiten Menschen zu frei denkenden, frei fühlenden und frei handelnden, selbständigen, eigeninitiativen, verantwortungsbewussten Persönlichkeiten. Mit dieser Begleitung wachsen das Mitgefühl und die Achtung vor sich selbst, den Mitmenschen und der Natur.

Die Beziehung zwischen den Begleitenden und dem Kind ist die Grundlage für ein Wachsen und Lernen in Verbundenheit und Kohärenz mit sich selbst. Zuhören, dabei sein, Mitgefühl leben, Anteil nehmen an den Herausforderungen der Kinder, beratend und präsent da zu sein, dies ist die tragende Basis für eine wachsende Beziehung – für ein Begegnen im Hier und Jetzt.